Teil 6 der mündlichen Urteilsverkündung
Richter: Aber das Wichtigste aus unserer Sicht:
Herr AM, Sie geben an, dass der Anlass der Entführung von Ihnen ein überraschend zurückgefordertes Darlehen war. Wir fragen uns, warum man Ihnen erst 500 Dollar für die Errichtung einer Schule im Flüchtlingslager gegeben hat und die dann zurückgefordert hat. Wenn Sie als gut Englisch sprechender aufgrund Ihrer Sprachkenntnisse angesprochen worden wären, das verstehen wir ja noch. Und Sie haben „Shinu“ als Augenzeugen Ihrer Entführung angegeben. Just die Nummer dieses Zeugen befindet sich im Mobiltelefon von CM.
Herr AKD: Sie gaben an unter Täuschung auf See gebracht worden zu sein. Dann haben Sie das durch eine neue Einlassung wieder in Frage gestellt, haben versucht, Ihre Einlassung anzupassen. Sie haben ein Aussageverhalten, das sich am Prozessverlauf orientiert. Insgesamt ist das zweifelhaft.
Herr TW: Sie gaben an, Sie seien betrunken gewesen und so an Bord der Dhau gekommen. Auf dem Skiff seien Sie dann ohnmächtig geworden. Das alles ist zweifelhaft.
Herr AA: Sie gaben an, selber ein Piratenopfer gewesen zu sein, dass man Sie zu dem Überfall gezwungen hätte. Wir halten das für widerlegt. Drei Wochen vorher waren Sie von der niederländischen Fregatte Tromp bereits aufgegriffen worden. Sie standen schon im März 2010 im Verdacht. Im Skiff hatte man Waffen, aber keine Fischereiwerkzeuge gefunden. Von den niederländischen Soldaten wurde Ihnen dann das Turaya-Telefon mitgegeben. Und genau dieses hat man dann an Bord der Taipan wiedergefunden. Man hatte Sie also schon einmal in Verdacht und Sie sind hier wiedererkannt worden. Dass Sie selbst das Opfer gewesen sein sollen, das ist eindeutig widerlegt.
Das Gericht ist zu der Überzeugung gekommen, dass hier keiner gezwungen wurde. Die Zeugen, die indischen Seeleute, die sich auf der Dhau befunden haben, sind selber Opfer eines Angriffs gewesen. Es ist uns leider nicht gelungen, sie hier im Gerichtssaal zu befragen, auch nicht in Mumbai. Aber der Zeuge Raman hat uns hier sein Videomaterial von dem Interview mit ihnen gezeigt. Danach gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Einzelne von Ihnen auf der HudHud wie Gefangene behandelt wurden.
Der Dolmetscher bittet wegen eines Dolmetscherwechsels um Unterbrechung: Herr Doktor Steinmetz!
R: Ja. Ich hab jetzt ungefähr die Hälfte geschafft. Es wäre, glaub ich sinnvoll, wenn wir jetzt eine Unterbrechung von zehn Minuten machen, auch um den Saal zu lüften. Also zehn Minuten Unterbrechung! (15.47 Uhr)
[PAUSE]