Richter: Nun zur wirtschaftlichen und politischen Lage in Somalia. Es ist zwingend erforderlich, unsere Bewertung auch auf die wirtschaftliche und politische Lage zu erstrecken. Allerdings waren die Versuche des Gerichts, dies in einem frühen Stadium unter Einbeziehung von Staatsanwaltschaft und Verteidigung zu tun, sagen wir mal: nicht zielführend. Obwohl insbesondere von Seiten der Verteidigung immer wieder darauf hingewiesen wurde, war es nicht erfolgreich. Wir haben dann die Sachverständigen Dr. Matthies und Dr. Hansen ausfindig gemacht und hier gehört. Das war aus unserer Sicht dann ausreichend, um hier eine Einschätzung vornehmen zu können.
Dass nicht jeder nachfühlen kann, wie die Lage in Somalia ist, mag sein. Fest steht, dass 2009 und 2010 Somalia davon geprägt war und noch ist, dass über 20 Jahre Bürgerkrieg das Land verwüstet haben, die Strukturen verfallen sind und der Lebensalltag in Somalia von Gewalt und Not geprägt ist. Somalia gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Es gibt infolgedessen eine große Zahl an Opfern und Flüchtlingen.
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Inzwischen haben sich laut Sachverständigen-Angaben die Fischgründe in Puntland auch wieder erholt. Es werden wieder Lizenzen vergeben. Also: Die Behauptung, arme somalische Fischer hätten hier keine andere Wahl, das ist nach unserer Auffassung nicht zutreffend. Galkayo, Eyl, Hobyo und Galagad sind Hochburgen der Piraterie. Führen wir uns doch mal vor Augen, was dazu notwendig ist. Es gibt eine Vielzahl von Dingen zu organisieren: Boote, technische Mittel, Waffen, die Rekrutierung des Angriffstrupps, darunter Personen, die mit modernen Schiffen vertraut sein müssen, irgendeiner, der die internationalen Lösegeldverhandlungen führen können muss.
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